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NACHRUF BERNHARD OSWALD

Nach einem langen und aktiven Leben ist unser Seniorchef, Herr Bernhard Oswald, am Donnerstag vor Weihnachten im Alter von 93 Jahren gestorben. Bernhard kam am 22. Oktober 1930 zur Welt und wuchs in Miltenberg auf. In Karlsruhe studierte er Elektrotechnik und startete seine Berufslaufbahn als junger Ingenieur 1956 bei Siemens in Nürnberg. 1959 wechselte er an das Max-Planck-Institut (MPI) für Physik und Astrophysik in München und konnte dort mit Werner Heisenberg arbeiten. Später wurde er Leiter des Bereiches Magnetfeldtechnik am MPI für Plasmaphysik in Garching. Nach dieser zunächst wissenschaftlichen Laufbahn wechselte er 1970 ins elterliche Familienunternehmen Karl Oswald & Sohn. Bald übernahm er dort die Führung und gründete 1982 die heutige Oswald Elektromotoren GmbH. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Familienbetrieb zum „Hidden Champion“ für drehzahlvariable Elektromotoren. In seiner aktiven Zeit entstanden viele Kooperationen mit Hochschulen und Universitäten. Für die CSU saß Bernhard Oswald 18 Jahre lang im Stadtrat, war Werksreferent und Mitglied der Strukturkommission. Er engagierte sich in der IHK vor allem für die Berufsausbildung und setzte sich dafür ein, dass in Aschaffenburg eine technische Hochschule entstehen konnte. Zusammen mit einem Weggefährten gründete er den Arbeitskreis Wirtschaft und Politik = WIPO im Landkreis Miltenberg.

Das operative Geschäft übertrug Bernhard Oswald nach und nach seinem Sohn Johannes. Er blieb jedoch geschäftsführender Gesellschafter des Hightech-Unternehmens und widmete sich fortan vor allem Forschungsprojekten zur Supraleitung. Im Schloss Kleinheubach veranstaltete er bald internationale Supraleiterkonferenzen. 2017 erhielt er zusammen mit seinem Sohn Johannes den deutschen Umweltpreis. Der Rückzug aus dem operativen Geschäft erlaubte es ihm, seiner Leidenschaft für Geschichte, Philosophie, Theologie und Ethik mehr Zeit zu widmen. Das so erworbene Wissen gab er in selbst verlegten Büchern, aber auch in kritischen Anmerkungen zu Politik und Gesellschaft weiter. Wenn es um Fragen der Energie- und Klimapolitik ging, gerne auch an Spitzen der bayerischen und deutschen Politik, denen er kluge und vielleicht deshalb oft unbeantwortete Mails schrieb. Zu Verantwortung und Ethik gehörte für ihn auch, dass er Kultur, Heimatforschung und Vereine in Stadt und Kreis vielfältig und großzügig unterstützte. Jahrelang ist Bernhard Oswald Mäzen für klassische Klavier- und Orgelkonzerte in Miltenberg und Amorbach. Im hohen Alter begann Bernhard Oswald noch einmal ein neues Betätigungsfeld. An seinem PC rekonstruierte er fortan dreidimensionale alte Kirchen, Klöster und Schlösser, lässt Burgruinen wieder in ihrem ehemaligen Glanz entstehen und wird gefragter Experte von Historikern. Für seine vielfältigen Verdienste wurde er mit der Bürgermedaille, dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet. Wir trauern um unseren Seniorchef, Kollegen, Mäzen und Vater.

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